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Tim Evers

Ein Unfall im Nirgendwo

Aktualisiert: 25. März




Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von der Weißen Stadt und fuhren weiter Richtung Süden. Es sollte nach Agadir gehen. Da es keine Straße direkt an der Küste gibt, führte uns unser Weg ein Stück weit ins Landesinnere hinein. Die Ausläufer des Antiatlas sorgten hier für tausende von Kurven, die sich durch die Hügel schlängelten. Nach der aber tausendsten Kurve passierte es schließlich. Wir verließen gerade den Scheitelpunkt und konnten somit aus der Kurve hinaus schauen, als wir plötzlich einige Meter voraus zwei LKWs vor uns hatten. Einer auf der linken und einer auf der rechten Fahrspur. Und beide fuhren in unsere Richtung. Der überholte LKW als auch ich traten beide in die Bremse und mit knapper Not, schaffte es der andere Laster noch an mir vorbei. Jedoch führ auch noch ein Motorradfahrer hinter uns, den meine Vollbremsung etwas überraschte. Er versuchte nach Rechts hin auszuweichen. Ich selbst lenkte das Auto jedoch auch so weit es ging nach rechts an den Graben, um dem vorbeirauschenden LKW auszuweichen. Somit blieb nicht mehr Platz für drei Fahrzeuge auf der Straße. Der Motorradfahrer rammte unser Auto, geriet ins Schleudern und stürzte in den Graben. Ziemlich geschockt kamen schließlich auch wir zum stehen und eilten zum Unfallort. Der Motorradfahrer stand schon wieder auf den Beinen und deutete wild in unsere Richtung. Unser Auto rollte die Straße hinunter und stand kurz davor in den Graben zu fallen. Zu dritt stürzen wir los und hielten es fest. Vor lauter Aufregung muss ich vergessen haben, die Handbremse zu ziehen. Nach dem zweiten Schock atmeten alle erst einmal durch. Wir kamen ein wenig mit dem Motorradfahrer ins “Gespräch”, denn unser Französisch war ja immer noch nicht besser. Hände und Füße reichten aber, um ganz schnell klar zu machen, dass wir drei ziemlich sauer auf den LKW-Fahrer waren aber schließlich noch mal Glück hatten. Das mit dem Glück war dann aber so eine Sache. Der Motorradfahrer hatte sich beide Hände aufgeschlagen und blutete ziemlich. Wir verbaden sie ihm notdürftig mit einem Paar frischer Socken und machten uns daran sein Motorrad aus dem Graben zu ziehen. Die Kiste war ganz schön mitgenommen, der Mann meinte aber, dass er es bis ins nächste Dorf schaffen würde. Als wir uns verabschiedeten, wollte er seine Verbände abwickeln und uns die Socken wiedergeben. Wir lehnten natürlich ab und machten ihm klar, dass er sie selbstverständlich behalten dürfe. Daraufhin nahm er seinen Schal ab und gab ihn Adina zum Dank.

Wir fuhren weiter bis in nächste Dorf und machten hier erst einmal eine ausgiebige Pause um den Schock zu verarbeiten. Danach ging es weiter nach Agadir. Dort angekommen, mussten wir uns erst einmal eine Unterkunft besorgen, was sich als gar nicht so einfach mit Auto herausstellte, vor allem mit orientalischen Verkehr in einer Großstadt wie Agadir. Wir steuerten schließlich eine Gegend an, in der Laut Reiseführer mehrer Unterkünfte in Fußweite liegen und wurden fündig. Am Abend liefen wir zum Meer und schlenderten die Promenade entlang.

Agadir ist das komplette Gegenteil von Essaouira, die Stadt ist relativ jung und verfügt über keine Medina. Zudem ist sie der Badeort schlechthin und touristisch sehr überlaufen. Eine Alkohollizenz hat hier jeder zweite Laden und ein Bier zu bekommen war damit kein Abenteuer mehr. An der Promenade reiht sich Restaurant an Restaurant und fliegende Händler versuchen asiatischen Kitsch an den Mann zu. Orientalisches Flair und Kultur? Fehlanzeige. Dafür sind die Menschen hier auch ein wenig mehr gewohnt und so ist es den Touristen hier erlaubt in Badesachen am Strand zu liegen, wovon wir am nächsten Tag gleich Gebrauch machten. Schließlich waren wir auch nur hier um einmal im Winter am Strand zu liegen. Leider wurde es dann auch nicht mehr, als nur am Strand liegen, da das Wasser noch viel zu kalt war. Dementsprechend wurde mir auch schnell langweilig und ich fand schließlich doch noch ein wenig Kultur und überredete Adina zu einem Ausflug in künstlerisch Nachgebildete Medina Agadirs. Diese wurde von einem italienischen Künstler entworfen und war der Idee geschuldet, dass sämtlich Touristen, die nicht über den Baderort Agadir hinaus kommen, so dennoch mal durch eine Medina schlendern könnten. Die Medina war wie eine Geisterstadt. Wir waren weit und breit die einzige Touristen. Wir kamen mit einem in der Pseudo Medina ansässigen Kunsthandwerker ins Gespräch, der hier seine Waren an die Touristen verkauft. Er erzählte uns, dass die Geschäfte zur Zeit schlecht laufen. Es sei noch nicht Saison, dennoch sei es diesmal härter. Er meinte, dass dies die Auswirkungen des Terrors in Europa sein. Viele Touristen sein danach weggeblieben. Er bedauere das sehr und ärgerte sich über diesen Missbrauch seiner Religion und hoffe, dass die Menschen verstehen, dass dies nicht der wahre Islam sei.

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