Der lange Weg nach Marrakesch
Aktualisiert: 25. März
Nach dem eine erste Routenplanung, die uns über den Atlas Richtung Sahara aus
Zeitgründen bereits in Berlin verworfen wurde, startete ich einen zweiten Versuch. Fasziniert von den weißen Gipfeln, die wir auf dem Weg von Marrakesch nach Essaouira sahen, plante ich eine Route über die Berge zurück nach Marrakesch. Das dies ein deutlicher Umweg werden sollte, nahmen wir gerne in Kauf, zumal diese Route uns vorbei an allerhand Sehenswürdigkeiten führen sollte. So brachen wir früh morgens in Agadir auf. Unser Weg führte uns Richtung Osten, weg von der Küste in die fruchtbare Souss-Ebene. Eine erste Rast legten wir in Taroudant ein. Die Stadt ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Souss-Ebene und zeichnet sich durch seine beeindruckende Medina aus. Die Stadt ist vor allem arabisch geprägt und sehr konservativ, weshalb wir uns aus Respekt in der glühenden Mittagshitze lange Sachen überwarfen.
Dementsprechend schnell verging uns auch die Lust am bummeln. Nach einem frische gepressten Orangensaft, ging es zurück auf die Straße. Für unser nächstes Ziel mussten wir einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Kurz bevor uns unser Weg in die Berge führen sollte, mussten wir die Straße Richtung Süden verlassen, um nach Tiout zu gelangen. In der weiten, trockenen Ebene, säumten plötzlich einige Bäume den Wegesrand. In ihrem Geäst kletterten einige Tiere munter umher und fraßen sich an den wenigen kleinen Blättern satt. Jedoch rede ich hier nicht von Vögeln oder Affen, sondern von auf Bäume kletternde Ziegen. Da der Boden weit und breit keinen Grashalm aufweist, müssen sich die Ziegen irgendwann zum improvisieren entschieden haben und haben gelernt auf Bäume zu klettern. Ein durchaus kurioser Anblick.
Wenige Kilometer nach diesem Ereignis fanden wir unser Ziel. Mitten in dieser kargen Landschaft, erstreckt sich plötzlich eine der größten Oasen Marokkos. Da wir leider keine Zeit hatten um hier spazieren zu gehen, fuhren wir einen kleinen Berg hinauf, der den äußersten rand der Oase säumte und auf dem die alte Kashba des Ortes thront. Von hieraus genossen wir den Blick über das weite Grün mitten in der Steppe. Danach ging es zurück auf unseren eigentlichen Weg und weiter nach Norden ins Atlasgebirge. Durch tausende von Serpentinen, viele von ihnen nur wenige Meter breit, bahnten wir uns unseren Weg die Berge hinauf, auf den 2000 Meter hohen Pass Tizi-n-Test. Hier kehrten wir in einem kleinen Restaurant mitten an einem Berghang ein und ließen uns ein köstliches Berbermittag zauber. Der Koch führte uns stolz in dem Haus herum, posierte mit uns auf Fotos und unterhielt sich freundlich mit uns.
Gestärkt und glücklich machten wir uns auf, auf die letzte Etappe des Weges. Die Strecke war atemberaubend. Immer wieder präsentierten sich uns die schneebedeckten Gipfel des Atlases, dann wiederum fuhren wir durch karge Klippen und Felswände. Schließlich legten wir eine Pause an einem Fluss, an dessen gegenüberliegenden Ufer ein kleines Dorf in einen Hang hinein gebaut wurde.
Es gab viel zu sehen und wir waren beide froh diesen Umweg gefahren zu sein, doch so langsam schlauchte es auch und die letzte Etappe zog sich und zog und noch immer ragten vor uns die Berge auf. Als wir allmählich den Atlas hinter uns ließen und uns durch seine Ausläufer Marrakesch näherten, brach die Dunkelheit ein. Auf eine Fahrt im Dunkeln hätten wir beide gerne verzichtet, zumal der lange Weg so langsam an den Kräften zehrte. Zu allem übel hatten wir die Adresse von unserem Riad nicht, in dem wir bei unserer Ankunft schliefen, und manövrierten auf blauen Dunst direkt in das Verkehrschaos Marrakeschs. War schon die Fahrt vom abseits gelegenen Flughafen in die Stadt hinaus ein Abenteuer, fuhr ich diesmal mitten ins Zentrum auf der Suche nach unserem Hotel, und das zur Rush Hour. Adina ist auf dem Beifahrersitz tausend Tode gestorben. Nachdem auch das Nachfragen keine neuen Erkenntnisse brachte, brachen wir die Aktion ab und es ging nur noch darum, heil aus diesem Chaos zu kommen. Das neue Ziel war es den Flughafen zu finden, das Auto schon einen Tag früher wieder abzugeben und uns sicher von einem Taxifahrer zum Riad fahren zu lassen. Gesagt getan. Mit etwas Mühe, gelang es uns schließlich den Flughafen zu finden und ich war am Ende mächtig stolz auf mich, uns heil durch dieses Chaos gefahren zu haben. Ohne Kratzer.
Comments