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Quieres jugar?

  • Tim Evers
  • 29. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

Willst du spielen? Cajones, Mexiko, 10.05.2025



Die Mehrabien-Regel besagt, dass bei der menschlichen Kommunikation lediglich 7 Prozent der Information auf die Worte selbst entfallen. Der Rest sei nonverbale Kommunikation, wobei der Großteil der Wirkung (nämlich 55%) auf die Körpersprache entfalle. Mich überraschen diese Zahlen, bedeuten sie doch, dass Sprache an sich damit völlig zweitrangig wäre und das mühsame Fremdsprachenlernen eigentlich auch überflüssig sei. Doch natürlich finden sich im Kleingedruckten dieser Regel eine ganze Reihe Unstimmigkeiten und die praktische Anwendbarkeit solcher Zahlen sei sowieso einmal dahin gestellt. Doch was bleibt ist die Kernaussage dieser Regel: Die Nonverbale Kommunikation ist enorm wichtig und kann vor allem auch über viele Sprachbarrieren hinweghelfen. Doch was noch viel besser ist: sie wird auch über Kultur- und Landesgrenzen hinweg verstanden. Der erhobene Stinkefinger ist in vielen Gegenden keine freundliche Art der Begrüßung, wohingegen ein freundliches Lächeln überall auf der Welt verstanden wird. Genauso wie die Geste des Schenkens.

Es ist unser zweiter Tag im Kinder- und Jugendzentrum im zentralen Mexiko. Gemeinsam machen wir einen Ausflug auf den Cero Sombrero (den Sombreroberg). Die Kinds sind aufgeschlossen und heißen uns herzlich willkommen und vor allem die Kleineren zeigen großes Interesse an unserer Tochter. Doch die ist wie immer erst einmal schüchtern, vor allem jetzt in Anbetracht der Überzahl der sie neugierig musternden Augen. Doch vor allem die Sprachbarriere macht ihr, aber auch uns zu schaffen. Die Kids quasseln ohne Berührungsängste in aufgeregtem Spanisch auf uns ein, die mühsam gelernten Brocken Englisch unserer Tochter: ab jetzt wieder nutzlos. Doch dann holt eines der Kinder ein kleines Kuscheltier aus ihrem Rucksack und überreicht es lächelnd unserer Tochter. Die Botschaft ist eindeutig, universell. Und ab da dauert es nicht mehr lange bis die drei Mädels Hand in Hand durch die faszinierende Landschaft der mexikanischen Bergwelt schlendern. Ihre Freundschaft ist besiegelt. Das Schlagwort „Beste Freundin“ fällt noch am selben Tag und für die nächsten Wochen kann die drei nichts mehr trennen. Es wird gesungen gestritten und gelacht, ohne auch nur ein Wort des jeweils anderen zu verstehen, alles getragen von dem wohl universellsten, nonverbalen Kommunikationsmittel: dem gemeinsamen Spielen.

Ich mache es meiner Tochter gleich, denn mein Spanisch ist bestenfalls auch nur bescheiden. Auch ich kämpfe mit einer großen Sprachbarriere, die zwar von Tag zu Tag kleiner wird, aber dennoch für alle Beteiligten unübersichtlich im Raum steht. Doch ich verstehe jede Aufforderung der Kinder zum gemeinsamen Spielen und sage zu allem ja und ahmen. Und mehr wollen sie auch nicht von mir, ich nicht von ihnen. Wir gehen auf im gemeinsamen Lachen und Spielen, genauso wie meine Tochter ein paar Meter weiter mit ihren zwei Freundinnen.

Und so wird am Ende doch viel Kommuniziert, mit etwa 7% Spanisch, ganz viel Spielen und Rumblödeln und dem wohl wichtigsten Wortschatz den wir haben: unserem Lächeln im Gesicht.

 

 

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