Eine Hütte im Wald bei Kerzenschein
30 Januar 2017, Isla Bastimentos, Panama
Ursprünglichkeit und Authentizität, gepaart mit karibischen Flair. Das wollten wir, als wir uns für die kleine Insel Bastimentos im Bocas del Torro Archipel in der Karibik entschieden. Kein großer Tourismus, keine Autos und auch keine Straßen, auf den diese hätten fahren können, kennzeichnen die Insel. Das einzige was man als Weg bezeichnen könnte, sind 1 Meter breite Betonplatten, die einmal durch den kleinen Ort Old Bank führen. Ansonsten wechseln sich Trampelpfade, Matschpisten und aneinander gereihte und in den Morast gedrückte Bierkästen ab.
Auf diesem kleinen Stück Ursprünglichkeit haben wir Arbeit gefunden.
Für das Unterrichten drei bezaubernder kleiner Jungs und ein bisschen Hilfe auf der hauseigenen Kakaofarm, dürfen wir kostenlos in einem kleinen Häuschen wohnen. Und hier geht die Ursprünglichkeit erst richtig los. Unser zu Hause auf Zeit befindet sich nämlich auf einem Berg im Inselinneren, mitten im Dschungel. Kein Wasser, kein Strom. Das gesamte Gelände der Familie, inklusive Farm wird autark betrieben. Solarzellen laden Autobatterien, um etwas Licht für die dunklen Stunden zu haben. Regenwasser wird in großen Tanks gespeichert und für alles benutzt, wozu man Wasser so braucht und die Notdurft wird selbstverständlich auf Kompostklos verrichtet. Mit so viel Ursprünglichkeit haben wir gar nicht gerechnet und mussten uns erst einmal daran gewöhnen. Doch uns gefällt unsere Hütte im Wald. Etwa 100 Meter vom Haupthaus den Berg hinab, steht ein Häuschen wie aus Kinderträumen. Dadurch, dass wir etwas von der Familie entfernt sind, können wir in jede Himmelsrichtung sehen und können keinerlei Zivilisation erblicken. Traute Zweisamkeit und Privatsphäre pur. Es sei denn einer der unzähligen Waldbewohner kommt uns mal wieder besuchen. Neben tausenden von Mücken, Motten, riesigen Ameisen und handgroßen Spinnen, hatten wir auch schon einen Skorpion und ein Opossum bei uns. Dabei war der Besuch des Opossums mit am aufregendsten. Eines abends saßen wir bei Kerzenschein und Bier auf unserer kleinen Terrasse und beobachteten die unzähligen Glühwürmchen, die um uns herum schwirrten. Plötzlich hörten wir ein Rascheln aus unserem Haus. Als ich hinein ging, sah ich einen langen Schwanz hinter den Tüten unter unserer Spüle und rief laut „keine Sorge, nur ein ziemlich großer Gecko.“ Als ich die Tüten beiseite schob sah ich etwas Fell und sagte „Ok, vielleicht doch eher eine Maus“. Als ich dann immer mehr vom heimlichen Besucher sah, korrigierte ich mich abermals. „Bei der Größe ist es wohl doch eher eine Ratte.“ Ich nahm das Kamerastativ um die angebliche Ratte zu vertreiben, als die plötzlich fauchte und nach mir schnappte. Ich dachte noch „ziemlich ungewöhnlich für eine Ratte“, als Adina schon über alle Berge war, um uns Unterstützung zu holen. Während ich den ungebetenen Gast bewachte, kam Adina mit unseren drei Jungs zurück. Jeder mit einer Kopflampe und einem Holzschwert bewaffnet. Schon von Weitem riefen sie „The Ghostbusters are coming“. Unsere mutigen Helden betraten das Haus, inspizierten die angebliche Ratte und erklärten uns, dass das nur ein niedliches Opossum sei. Mit einem gezielten Schwertschlag vertrieben sie es und gingen wieder nach Hause.
Wir haben unsere drei unerschrockenen Naturburschen sofort ins Herz geschlossen und es macht wirklich Spaß sie zu unterrichten. Die Familie ist auch sehr nett, allerdings sind sie schon mehr Chef als Gastfamilie. Hier haben wir uns im Vorfeld etwas anderes erhofft.
Genau so mussten wir uns auch erst einmal mit dieser Lebensart arrangieren. Der Kolibri, der morgens durch unser Fenster schaut, gehört genauso dazu wie riesigen Spinnen. Gürteltiere und Pfeilgiftfrösche zu beobachten, ist genauso inklusive, wie nachts schweißgebadet durch Schritte auf Dach und Terrasse wach zu werden. Und autark und ökologisch zu leben heißt eben auch, jeden Tag nur ein paar Liter Regenwasser zum Duschen und Trinken zur Verfügung zu haben, keine elektrischen Geräte außer zwei Glühbirnen bei Nacht zu benutzen, immer wieder schlechte Milch zu haben, weil Kühlbox und Kühlakku bei 30° Grad eben doch keinen Kühlschrank ersetzen und permanent das Kompostklo zu riechen.
Wir haben hier sehr viel gelernt, über die Natur und über uns selbst, haben uns dem Unterricht auf Englisch und dem Dschungel gestellt, haben neue Freundschaften geschlossen, viele Erfahrungen gemacht und drei wunderbare Kinder kennen gelernt. Aber wir freuen uns trotzdem auch wieder auf ein wenig mehr Zivilisation.
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