Kapitel 6: Ein neues Hobby
Das mit ihrem Gepäck hatte sich schnell erledigt. Binnen weniger Stunden wurden die Rucksäcke mit dem nächsten Flieger hinterhergeschickt und nun standen die beiden mit ihren Badehosen am weißen Strand und blickten hinab in das türkisblaue Meer. Macarius strahlte in sich hinein und zum allerersten Mal während ihres Abenteuers hatte er das Gefühl irgendwie angekommen zu sein.
„Was grinst du denn so?“, fragte Siwa, die ihren Freund beobachtet hatte.
Macarius ließ seinen Blick über Strand, Meer und Palmen schweifen, bevor er seine Freundin ansah. Dann antwortete er: „Wenn es so schön und gemütlich ist, so wie hier, fühle ich mich einfach wohl, so wie zuhause. Auch wenn es mir immer noch fehlt.“
Siwa nickte wissend. „Lass uns dein Zuhause suchen.“, sagte sie und sprang mit einem großen Satz ins Wasser, nur um kurze Zeit später strampelnd und schreiend wieder aufzutauchen. Macarius eilte seiner Freundin zu Hilfe und zog Siwa aus dem Wasser.
„Kannst du etwa gar nicht schwimmen?“, fragte der kleine Krebs vorwurfsvoll.
„Scheinbar nicht.“, prustete Siwa noch völlig aus der Puste. „Ich dachte immer das ist voll einfach, aber ausprobiert habe ich es nie.“
Am nächsten Tag standen sie wieder am Meer, doch diesmal war Siwa mit einer Taucherbrille und Schwimmflügeln ausgestattet. Gegen die hatte sich das Kakaduweibchen lange gewehrt, bis Macarius ihr erklärte, dass es sich bei den quietschgelben Dingern um so genannte „Schwimmflügel“ handelte.
„Flügel? Sag das doch gleich. Mit Flügeln kenne ich mich aus.“, sagte Siwa und nahm Macarius die Schwimmhilfen aus den Scheren. Fertig präpariert standen sie nun am Strand und nach einem tiefen Atemzug stürzten sich die beiden in die Fluten.
„Atmen Siwa. Sieh doch du schwimmst.“, sagte Macarius, der seine Freundin immer noch behutsam am Flügel hielt. Siwa, die gar nicht mitbekommen hatte, dass sie vor lauter Anspannung die Luft anhielt und die Augen zusammenkniff, nahm einen tiefen Atemzug durch ihren Schnorchel und öffnete die Augen. Was sie dann sah, verschlug ihr gleich wieder den Atem. Unter ihr tummelte sich eine lebendige und farbenfrohe Welt, wie sie sie noch nie gesehen hatte. Um sie herum schwirrten zahllose Riffbarsche, Papageienfische glitten anmutig an ihr vorbei und ein Pärchen Schmetterlingsfische turtelte verliebt durch eine bunte Korallenwelt. Siwa war einfach nur begeistert und war fortan gar nicht mehr aus dem Wasser zu bekommen. Sie wurde von Tag zu Tag besser und benötigte schon bald keine Schwimmflügel mehr. Jeden Tag erkundeten sie Flügel in Schere das Riff und wagten sich immer weiter hinaus. Das Schnorcheln und Erkunden der Unterwasserwelt wurde zu ihrem neuen Hobby und die beiden vergaßen schon fast, dass sie ja eigentlich auf der Suche nach Macarius Zuhause waren.
Nachdem sie aber jede Muschel und jedem Stein im Riff zweimal umgedreht hatten und quasi jeden Fisch beim Namen kannten, brachte Macarius das Thema zur Sprache: „So kommen wir nicht weiter. Wir suchen immer nur die gleiche Bucht ab. Wir müssen unseren Suchradius erweitern.“ Siwa überlegte und lächelte breit. Dann sagte sie: „Ich glaube ich habe da eine Idee.“